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Die Gewerbesteuer einfach erklärt: Was Unternehmer wissen sollten

Wenn du ein eigenes Unternehmen hast oder darüber nachdenkst, eins zu gründen, wirst du früher oder später über die sogenannte Gewerbesteuer stolpern. Viele haben schon davon gehört, aber was genau steckt eigentlich dahinter? Ist das nur etwas für große Firmen? Oder betrifft es auch kleine Betriebe und Selbstständige?

In diesem Artikel nehmen wir die Gewerbesteuer genau unter die Lupe – verständlich, anschaulich und ohne Fachchinesisch.

1. Was ist die Gewerbesteuer überhaupt?

Die Gewerbesteuer ist eine steuerliche Abgabe, die von Unternehmen an die Gemeinde gezahlt wird, in der der Betrieb seinen Sitz hat. Einfach gesagt: Wenn du mit deinem Unternehmen Gewinne machst, möchte auch die Stadt oder Gemeinde ein Stück vom Kuchen abhaben.

Im Gegensatz zu anderen Steuern – wie der Einkommens- oder Körperschaftsteuer – geht die Gewerbesteuer nicht an den Bund oder das Finanzamt, sondern an die Kommune. Die Gemeinden nutzen diese Einnahmen, um z. B. Straßen zu reparieren, Schulen zu modernisieren oder den öffentlichen Nahverkehr zu verbessern.

Wichtig zu wissen: Die Gewerbesteuer ist nur für Gewerbebetriebe relevant. Freiberufler wie Ärzte, Rechtsanwälte oder Künstler zahlen in der Regel keine Gewerbesteuer.

2. Wer muss Gewerbesteuer zahlen?

Die Antwort hängt davon ab, welche Art von Tätigkeit du ausübst und welche Rechtsform dein Unternehmen hat.

Betroffen sind:

  • Einzelunternehmer (sofern gewerblich tätig)
  • Personengesellschaften (z. B. OHG, KG)
  • Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH, AG)

Nicht betroffen sind:

  • Freiberufler (z. B. Architekten, Journalisten, Steuerberater)
  • Land- und Forstwirte (in der Regel)

Tipp: Auch als Kleinunternehmer mit einem kleinen Gewerbebetrieb kannst du gewerbesteuerpflichtig sein, wenn du bestimmte Grenzen überschreitest.

3. Wie wird die Gewerbesteuer berechnet?

Die Berechnung der Gewerbesteuer wirkt auf den ersten Blick etwas kompliziert, aber wir gehen das Schritt für Schritt durch.

Schritt 1: Der Gewerbeertrag

Grundlage ist der Gewerbeertrag – das ist im Prinzip der Gewinn deines Unternehmens laut Steuerbilanz. Bestimmte Positionen (z. B. Hinzurechnungen und Kürzungen) können diesen Gewinn etwas verändern. Das Finanzamt ermittelt daraus den sogenannten Gewerbeertrag.

Schritt 2: Der Freibetrag

Einzelunternehmer und Personengesellschaften haben einen Freibetrag von 24.500 Euro. Das bedeutet: Wenn dein Gewerbeertrag unter dieser Grenze liegt, musst du keine Gewerbesteuer zahlen.

Kapitalgesellschaften wie die GmbH haben keinen Freibetrag.

Schritt 3: Die Steuermesszahl

Auf den Gewerbeertrag wird die Steuermesszahl von 3,5 % angewendet. Damit errechnet sich der sogenannte Steuermessbetrag.

Beispiel:

  • Gewerbeertrag: 50.000 €
  • 50.000 € – 24.500 € Freibetrag = 25.500 €
  • 25.500 € x 3,5 % = 892,50 € Steuermessbetrag

Schritt 4: Der Hebesatz der Gemeinde

Jetzt kommt der Hebesatz ins Spiel, den deine Gemeinde festlegt. Der Hebesatz ist ein Prozentsatz, der je nach Stadt oder Gemeinde unterschiedlich hoch ist (mindestens 200 %, in Großstädten oft 400 % oder mehr).

Beispiel:

  • Steuermessbetrag: 892,50 €
  • Hebesatz deiner Stadt: 400 %
  • 892,50 € x 400 % = 3.570 € zu zahlende Gewerbesteuer

Je nach Gemeinde kann die Steuerlast also stark variieren!

4. Alltagsbeispiel: Malerbetrieb Müller

Herr Müller betreibt einen Malerbetrieb als Einzelunternehmer und macht im Jahr 2024 einen Gewinn von 60.000 €. Der Betrieb liegt in einer Stadt mit einem Hebesatz von 350 %.

  • Gewerbeertrag: 60.000 €
  • Freibetrag: 24.500 € → zu versteuernder Betrag: 35.500 €
  • Steuermesszahl 3,5 %: 35.500 € x 3,5 % = 1.242,50 €
  • Hebesatz 350 %: 1.242,50 € x 350 % = 4.348,75 €

Herr Müller muss also rund 4.349 € Gewerbesteuer zahlen.

5. Infobox: Die wichtigsten Fakten zur Gewerbesteuer

FaktDetails
Wer muss zahlen?Gewerbliche Unternehmen (Einzelunternehmer, Personengesellschaften, Kapitalgesellschaften)
Wer ist befreit?Freiberufler, Land- und Forstwirte (meist)
Freibetrag24.500 € für Einzelunternehmer und Personengesellschaften
SteuermesszahlEinheitlich 3,5 %
HebesatzVon Gemeinde festgelegt (mindestens 200 %, oft 300–500 %)
ZahlungsempfängerDie jeweilige Stadt oder Gemeinde

6. Checkliste: Was Unternehmer zur Gewerbesteuer beachten sollten

✅ Gewerbebetrieb anmelden – Ohne Anmeldung keine Gewerbesteuerpflicht, aber auch keine ordentliche Grundlage für dein Business.

✅ Gewinn im Blick behalten – Ab einem Gewinn über 24.500 € (bei Einzelunternehmen und Personengesellschaften) fällt die Steuer an.

✅ Hebesatz checken – Schau nach, wie hoch der Hebesatz deiner Gemeinde ist. Das kann deine Standortentscheidung beeinflussen!

✅ Rücklagen bilden – Plane die Gewerbesteuer in deiner Liquidität ein, um spätere Überraschungen zu vermeiden.

✅ Steuererklärung fristgerecht abgeben – Die Gewerbesteuererklärung erfolgt zusammen mit der Einkommen- oder Körperschaftsteuererklärung beim Finanzamt.

✅ Steuerberater fragen – Gerade bei Sonderfällen, z. B. mehreren Betriebsstätten oder außergewöhnlichen Geschäftsvorfällen, kann ein Profi helfen.

7. Was passiert mit der Gewerbesteuer in der Einkommensteuer?

Kleine Entwarnung: Die gezahlte Gewerbesteuer mindert deine Einkommensteuer, wenn du Einzelunternehmer oder Gesellschafter einer Personengesellschaft bist. Das heißt, du bekommst die Gewerbesteuer teilweise über deine persönliche Steuerlast „zurück“.

Für Kapitalgesellschaften (z. B. GmbH) gibt es diese Anrechnung nicht – dort zählt die Gewerbesteuer einfach als Betriebsausgabe.

8. Fazit: Lästig, aber planbar!

Die Gewerbesteuer gehört zu den Pflichtabgaben, die jeder Unternehmer im Blick haben sollte. Sie ist regional unterschiedlich hoch, trifft aber fast jeden Gewerbetreibenden irgendwann. Mit einem klaren Verständnis der Grundlagen und einer guten Planung kannst du die Steuerbelastung jedoch gut einkalkulieren und böse Überraschungen vermeiden.

Praktischer Tipp: Wenn du über einen neuen Standort für dein Unternehmen nachdenkst, lohnt es sich, den Gewerbesteuer-Hebesatz der jeweiligen Gemeinde zu vergleichen. Das kann im Jahr schnell mehrere tausend Euro Unterschied machen!

Bitte beachten: Dieser Artikel ersetzt keine steuerliche Beratung. Trotz sorgfältiger Recherche und Aufbereitung der Inhalte übernehmen wir keine Haftung für die Aktualität, Vollständigkeit oder Richtigkeit der Informationen. Für individuelle Fragen zur Gewerbesteuer und zur optimalen steuerlichen Gestaltung empfehlen wir, einen Steuerberater zu konsultieren.

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